Bienli-Tag der Sektion Zürich 2019

Der Bienli-Tag des Stamms Zürich in Lengnau ist leider nicht zustande gekommen. Trotzdem scheint es uns wichtig, dass die Bedeutung der Bestäubungsleistung einem breiten Personenkreis bekannt ist.

Gemeinsam mit meiner Tochter betreibe ich seit meiner Pensionierung eine Imkerei.

Nachfolgend ein paar Bemerkungen zur Motivation, zum Leben gemeinsam mit den Bienen und darüber, was jeder unternehmen kann, damit es den Bienen gut geht.

Motivation

Nach einem Besuch einer Imkerei wollte Eliane einen Bienenstock aufstellen und ein Bienenvolk betreuen. Mit der Pensionierung verspürte auch ich, Wels, Lust am Imkern und es wurde beschlossen dies in einem etwas grösseren Massstab zu betreiben.

Die Imkerei ist eine sehr schöne, spannende und interessante Aufgabe, wir können einen Beitrag an die Bestäubung leisten und zudem können wir unseren eigenen Honig auf das Butterbrot schmieren.

Auch bei 10 Völkern bleibt die Imkerei ein Hobby. Es können knapp die laufenden Kosten und ab und zu eine Investition gedeckt werden. Die Einnahmen reichen bei weitem nicht aus um die Erstinvestition zu amortisieren.

Wir beschränken uns auf 10 Völker. Ca. 5-6 Wirtschaftsvölker und im Frühjahr und Sommer machen wir 4-5 Ableger oder Kunstschwärme als Potential für das nächste Jahr. Es muss mit einem Winterverlust von ca. 20% oder allenfalls mehr gerechnet werden.

Da wir zu zweit imkern, kann das Vorgehen diskutiert werden und es besteht die Möglichkeit, dass trotz Imkerei Ferien gemacht werden können. Dies ist sonst zwischen März und August kaum möglich.

Bienenwagen

Von einem Bauunternehmer haben wir einen alten Bauwagen geschenkt erhalten und haben diesen renoviert und zu einem Bienenwagen umgebaut.

Der Bienenwagen steht auf einer Ausgleichsfläche der Familie Frauchiger, nicht weit vom Wohnhaus von Eliane entfernt. Mit dem grossen Vorteil, dass die Bienen sich im Landwirtschaftsland, aber auch im Siedlungsgebiet bewegen können. Wir kämpfen daher kaum mit Trachtlücken, bei welchen die Gefahr besteht, dass die Bienen verhungern oder eben gefüttert werden müssen.

Ausbildung

Bereits vor dem Entscheid haben wir einen Schnupperkurs und mit dem Beginn der Imkerei den Imkerkurs besucht und gleichzeitig unsere ersten vier Völker betreut. Und in diesem Jahr haben wir einem Königinnenzuchtkurs besucht, so dass wir in der Lage sind qualitativ gute Königinnen selber nachzuziehen.

Bienenvolk

Das Bienenvolk, auch Bien genannt, ist ein spannendes Lebewesen. Es besteht aus einer Königin, im Winter ca. 10‘000 im Sommer bis zu 50‘000 Arbeitsbienen und einer Anzahl Drohnen.

Die Königin lebt ca. 5 Jahre, die Arbeitsbienen im Sommer ca. 30 Tage, im Winter ca. 6 Monate, die Drohnen ca. 30 Tage oder bis zur Begattung, wo sie sterben oder bis in den Herbst, wo sie zum Stock hinaus geschmissen werden, sogenannte Drohnenschlacht.

Die Arbeit der Arbeitsbienen ist genau festgelegt, Zellen putzen, Brut pflegen, Waben bauen, Fluglochwache und Pollen, Nektar und Wasser sammeln. Sie sind aber auch flexibel auf Unwegsamkeit, insbesondere auf das Wetter, zu reagieren.

Den Arbeitstakt gibt die Königin mit ihren Pheromonen vor.

Bei einem Verlust der Königin oder in einem Ableger ziehen die Arbeitsbienen selbstständig aus einem frischen Ei eine neue Königin auf, indem sie Gelee Royal füttern. 16 Tage braucht die Königin bis sie schlüpft, ca. 5 Tage bis sie geschlechtsreif ist und bei schönem Wetter einen Tag für den Begattungsflug. Dort wird sie von mehreren Drohnen mit Samen fürs ganze Leben versorgt.

Die Hauptarbeit im Frühling ist den Stock putzen, einengen, prüfen und den Bienen laufend Arbeit geben, so dass diese nicht auf die Idee kommen zu schwärmen. Dies bedingt, dass man mindestens alle 5..7 Tage im Bienenhaus die nötigen Arbeiten erledigt. Schwärmen ist eigentlich die natürliche Form der Vermehrung. Da dies aber mit viel Umtrieben und Risiken verbunden ist, versucht der Imker dies zu verhindern. Ein geschwärmtes Volk hat heute in der freien Natur keine Überlebenschance. Die Varroa-Milbe vermehrt sich unkontrolliert und schwächt das Volk bis es stirbt.

Dann kommt der erfreuliche Teil, das Honigen. Ende Mai/Anfang Juni wird der Frühlingshonig und Ende Juli der Sommerhonig geerntet. Den Frühlingshonig rühren wir cremig und den Sommerhonig belassen wir flüssig. Dieser kristallisiert aber nach ein paar Monaten, was aber in keiner Weise ein Qualitätsverlust ist.

Ende Sommer müssen die Bienen auf den Winter vorbereitet werden.

Ende 80-er Jahre wurde die Varroa-Milbe in die Schweiz eingeschleppt. Diese wird in drei Stufen bekämpft. Null Milben gibt es nie. Es muss aber versucht werden die Population so tief wie möglich zu halten. Das bewerkstelligen wir zweimal mit einem Dispenser mit Ameisensäure und einmal im Winter im brutfreien Volk mit Verdampfen von Oxalsäure. Beides natürliche Mittel, welche zugelassen sind. Die Behandlung ist aber immer eine Gratwanderung zwischen dem Abtöten der Milben und dem Schädigen der Bienen.

Der Honig, welchen wir dem Volk genommen haben, ist eigentlich gedacht als Vorrat für den Winter. Dieser muss daher im Herbst ersetzt werden, indem wir pro Volk ca. 20 kg Sirup (Zuckerwasser) füttern. Damit kommen die Bienen über den Winter, pflegen dabei die Königin und die erste Brut im Frühling und halten den Stock schön warm.

Nicht zu unterschätzen ist die Wachsverarbeitung. Ca. ein Drittel der Brutwaben und ein Viertel der Honigwaben werden jedes Jahr ersetzt und eingeschmolzen. Wir giessen unsere Mittelwände selber, interner Wachskreislauf nennt sich das.

Wir sind Siegelimker und müssen gewisse Bedingungen, wie maximaler Wassergehalt, Hygiene, usw. einhalten. Zudem sind wir verpflichtet uns immer wieder weiterzubilden, und, auch hier, sind wir verpflichtet einige administrative Arbeiten zu machen.

Den Honig verkaufen wir in zwei Läden in Turgi, in einem Bauernladen und auch direkt an die Verwandt- und Bekanntschaft.

Schweizer Honig

Die Hauptleistung der Bienen ist die Bestäubung. Der Honig ist das Geschenk für die sorgfältige Betreuung der Bienenvölker durch die Imker.

Ca. 1/3 unserer Nahrungsmittel ist bestäubungsabhängig und ca. 80% der Bestäubung leisten die Honigbienen. Ohne Bestäubung ist für gewisse Nahrungsmittel der Ertrag wesentlich kleiner oder sogar gefährdet.

Mit dem Kauf von Schweizer Honig wird die Bestäubungsleistung im Lande
vollbracht.

In der Schweiz gelten strenge Regeln. Der Honig muss naturbelassen sein. Es darf nichts dazugetan und nichts weggenommen werden.

Im weiteren Ausland darf zum Teil während der Honiggewinnung Zuckerwasser zugefüttert werden und die Krankheiten dürfen mit Antibiotika behandelt werden. Die Krankheiten sind dann immer noch im Honig vorhanden.

Daher ist es auch ganz wichtig, dass insbesondere Honiggläser aus dem Ausland nicht herumstehen und vor dem Entsorgen im Glascontainer gewaschen werden. So kommen die Bienen bei Trachtlücken nicht in Versuchung diesen Honig zu sammeln. Die Krankheiten sind für den Menschen zwar absolut unproblematisch, für die Bienenvölker aber tödlich und für den Imker tragisch, da diese Völker in der Schweiz mitsamt Bienenkasten entsorgt werden müssen.

Nicht vergessen – naturbelassener Honig ist für Kinder unter 12 Monaten nicht empfohlen. Dieser kann zur Lähmung der Atem- und Schluckmuskulatur und bis zum Tod führen.

Biodiversität

Sowohl Wild- wie auch Honigbienen leiden massiv unter dem dramatischen Verlust an Biodiversität. Es fehlt ein vielfältiges und anhaltendes Nahrungsangebot.

Für das Überleben der Honigbienen schauen die Imker, die anderen Insekten, insbesondere die Wildbienen müssen selber schauen, wie sie über die Runden kommen.

Jeder kann mithelfen, dass es allen besser geht.

  • Unterstützen der Imker mit dem Kauf von Schweizer Honig
  • Kauf von Nahrung – billig ist nicht immer ökologisch
  • Kampf gegen grüne Wüste
  • Vielfältiges Angebot von Pflanzen, keine Stein- und Rasenwüsten (z.B.im Garten)
  • Kampf gegen unnötigen Pestizideinsatz (auch im privaten Garten, Menge beachten)

Über alles gesehen ist die Imkerei ein arbeitsintensives aber sehr spannendes Hobby, welches wir nicht mehr missen möchten.


Mehr interessante Informationen findest Du in unserem Bienenblogg unter:
www.heiniger-turgi.ch/bienen